Freitag, 19. Februar 2010
28.7.09
Nach einem wie immer leckeren englischen Frühstück mussten wir uns etwas beeilen, da wir noch zum Fährhafen laufen mussten. Charles war zum Glück eine Stunde vorher vor Ort, um unsere Karten zu besorgen. Der Arme hat daher das Frühstück verpasst, wurde aber von Juliana fürsorglich mit einem belegten Brot versorgt. Mit der Fähre fuhren wir an diesem frühen Morgen wieder in einen farbenprächtigen Sonnenaufgang, ein schöner Tagesanfang. In Luanda Kotieno angekommen verließen wir die Fähre und machten uns auf den Weg zu Sarah Obamas Dorf Nyang`oma Kogelo . Dort waren wir zunächst von den Sicherheitsmaßnahmen und der entsprechenden Militärpräsenz überrascht. Wir hätten nie damit gerechnet, dass die doch relativ unbekannte Obama-Großmutter, in Ihrem abgelegenen Dorf, so massiv bewacht wird. Offensichtlich wird, an offizieller Stelle, doch von einer gewissen Anschlagsgefahr ausgegangen. Sarah Obama selbst schien von dem ganzen Trubel um Ihre Person nicht erkennbar berührt. Sie empfing uns in einem Stuhlkreis, unter einer großen Papaya, vor ihrem Haus und schritt trotz ihrer altersbedingten Gehschwierigkeiten den ganzen Kreis ab um jeden Anwesenden mit festem Händedruck zu begrüßen. Eine beeindruckende, würdevolle Erscheinung, die sich nicht genötigt sah einen Hehl aus Ihrer einfachen Herkunft zu machen.
Elena, Juliana und Jennifer Wagner erklärten die Bedeutung unserer Reise und der Friedenstaube. Sie erzählten von der Reise junger Menschen aus der Stadt Heilbronn, die im zweiten Weltkrieg bis auf den letzten Stein zerstört wurde. Von der aus dieser Zerstörung gewachsenen Überwindung von Feindschaft und dem Wachsen von Partnerschaft zwischen Ländern und Völkern. Sie zogen die Parallelen zu den post election violences 2007/08 und der daraus resultierenden Notwendigkeit für Kenia, Formen des friedlichen Zusammenlebens der verschiedenen Ethnien zu finden.
Die Friedenstaube hat in der Tradition der Luo verschiedenen wichtige Bedeutungen (→ s. Bericht). Da die 30 Hillinger-Tauben den 30 Artikeln der internationalen Charta der Menschenrechte gewidmet sind, sprach Juliana von dem wichtige Menschenrecht der freien und friedlichen Religionswahl und -ausübung – Hier kann der Rest der Welt von Kenia und vielen anderen afrikanischen Ländern lernen. In vielen Städten sieht man Kirchen und Moscheen gemeinsam das Stadtbild prägen. Christen, Muslime und Hindus leben, oft innerhalb einer Familie in friedlicher Koexistenz. Auch Sarah Obama gehört dem muslimischen Glauben an, viele andere ihrer Familienangehörigen sind Christen.
So war Sarah Obama erkennbar erfreut damit einverstanden, dass die Taube nach ihr benannt wird, wodurch es nun zwei „Sarae Obamae“ in Kenya gibt.
Ein kurzer peinlicher Moment entstand, als Jennifer Krebs Sarah Obama darum bat eine Widmung in das kleine Reisetagebuch der Taube zu schreiben. Dabei wurde ersichtlich, dass Großmutter Obama nicht lesen und schreiben kann. Sie selbst war allerdings am wenigsten peinlich berührt. Sie erzählte freimütig aus ihrem Leben als Mädchen und junge Frau, in der damals, noch extremer als heute, männerdominierten Gesellschaft Kenyas. Schulbildung war damals für Mädchen ein meist unerreichbarer Luxus, für viele ist es das heute noch. Da unsere Gruppe überwiegend aus jungen Frauen bestand, zeigte sich Sarah Obama sehr beeindruckt davon, dass in Deutschland eine hohe Schulbildung, für Mädchen, heute selbstverständlich ist und wir eher das Problem haben die Jungen an die Bildung heranzuführen.
In diesem Zusammenhang erzählten wir von unserer geplanten Schulpartnerschaft mit einer girls high school. Von der Idee, junge Menschen aus sehr unterschiedlichen Kulturen zusammen zu führen, um gegenseitiges Verstehen und damit die Grundlage für nachhaltigen Frieden zu fördern, war Sarah Obama erkennbar angetan.
Auf diese Weise vergingen die zwei Stunden unseres Besuches wie im Flug und wir mussten uns verabschieden, da bereits die nächsten Besucher, eine bunte, fröhlich singende Frauengruppe, auf dem Gelände eintrafen.
Die Fahrt nach Kagamega wurde von den meisten leider verschlafen, führte aber durch recht interessantes, da fruchtbares und daher außergewöhnlich dicht besiedeltes ,Gebiet. Aufgrund dringender Bedürfnisse vieler Mitreisenden mussten wir kurz vor Kagamega einen ungeplanten Zwischenstopp im Bischofshaus einlegen. Bischof Sulumeti war leider zu diesem Zeitpunkt in Deutschland, aber wir waren ihm trotzdem sehr dankbar für die Möglichkeit die sanitären Einrichtungen in seinem Haus benutzen zu dürfen. In Kagamega selbst angekommen, hatten fast alle einen Bärenhunger, so dass wir zunächst das Golf-Hotel zum Lunch ansteuerten. Dadurch kam es leider zur ersten Peinlichkeit in Sachen Pünktlichkeit. Auch Raimund hatte nicht damit gerechnet, dass man in Kenya bei offiziellen Anlässen, vor allem wenn Deutsche eingeladen sind, davon ausgeht, dass alles termingerecht abläuft. Der Dekan der Universität Kagamega war daher bereits in seinen wohlverdienten Feierabend verschwunden, als wir mit mehr als zwei Stunden Verspätung endlich auf dem Campus eintrafen.
Die Führung durch die Uni und leider auch das Zusammentreffen mit Studenten musste daher ausfallen. Ersetzt wurde dieser Programmpunkt durch einen Stadtbummel, Helmut begleitete Father Bede auf eine Einkaufstour und sorgte dafür, dass am Frühstückstisch die überlebensnotwendigen, europäerkompatiblen Bestandteile nicht fehlten. Abends lud uns unser Gastgeber im Pastoral Guest Centre, Father Bede sehr herzlich in sein Haus ein. Diejenigen, die nicht dem Haarflechtfetischismus huldigten, kamen dieser Einladung gerne nach und wurden mit einem typisch kenyanischen Abend belohnt. Viele offene Fragen der letzten Tage konnten an- und besprochen werden. Auf die Bitte Marians hin erzählte Dan von der Organisation und den Zielen seines eigenen Kinderhilfsprojektes „Cadamic“ in Kisumu, welches wir leider aufgrund der zeitraubenden Irrfahrt durch Bonde nicht mehr besuchen konnten.
So konnte der Tag gemütlich ausklingen und in der schönen Unterkunft in eine erholsame Nacht übergehen.
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